13.11.2020 – Gedanken zum Volkstrauertag

Liebe Ellerstadterinnen, liebe Ellerstadter,

Vor nunmehr genau hundert Jahren, im Jahre 1920, wurde der Volkstrauertag eingeführt, als Gedenktag für die Kriegstoten des Erstens Weltkriegs.

Wenn wir diese Tage über das Jahr 2020 nachdenken, in dem wir einen in schwierige Zeiten, bedingt durch das Corona-Virus und seine Auswirkungen geführt wurden, und uns dabei gleichzeitig die Bedeutung des diesjährigen Volkstrauertags vor Augen führen, denke ich an ein bemerkenswertes Zitat des damaligen Reichstagspräsidenten, Paul Löbe. 

Er hielt die Rede bei der ersten offiziellen Volkstrauertagsfeier – und erklärte einmal, Zitat:

„Es müssen Gesetze geschaffen werden, durch welche die für einen Kriegsausbruch Verantwortlichen gezwungen würden als erster in die Schützengräben zu gehen.“

Hier stellt sich die Frage, wie viel sich heute 2020, also hundert Jahre später, überhaupt weltweit geändert hat ..?

Auch wenn wir in Deutschland und in unserem Heimatdorf Ellerstadt eher in einem Umfeld vollkommener Befriedung leben, dürfen wir nicht darüber hinweg sehen, dass Terror und Gewalt weltweit zunehmen und zum Beispiel bei unseren französischen Freunden in ihrem Alltag gerade in den letzten Wochen zu erschreckenden Vorfällen geführt haben.


Es war blanke Gewalt und unverständlicher Terror gegenüber Andersdenkenden, friedvollen Menschen, Familienangehörigen, Freunden der aus dem Nichts über sie hereingefallen ist.

Untermischt mit den inzwischen sattsam bekannten Vorwürfen und politischen Forderungen versucht eine terroristische Minderheit wieder Hass und Gewalt in unsere friedfertige Gesellschaft zu tragen.
Das Prinzip ist immer dasselbe:
Durchsetzung des eigenen Willens mit Gewalt.
Nutzung von Angst statt Argumenten.
Ersatz der Ehrfurcht vor dem Leben – durch die Anbetung einer Ideologie.
Tote statt Toleranz.

In anderen Ländern rund um die Welt, wo Kriegserfahrungen gemacht wurden, gedenken die Menschen ihrer Toten mit einem nationalen Tag der Trauer.

Ob wir uns in Deutschland zum Volkstrauertag versammeln oder zum Beispiel in Österreich die Menschen zu Allerheiligen am Kriegerdenkmal stehen.
In einigen Ländern, wie Frankreich und Belgien, ist der Volkstrauertag sogar ein gesetzlicher Feiertag. Ein arbeitsfreier Gedenktag.
Dies – und auch die Tatsache, dass wir uns hier immer noch alljährlich zur Kranzniederlegung versammeln – zeigt doch, wie nah uns die Schrecken der Weltkriege nach wie vor gehen.

Auf Grund der aktuellen Pandemie kann in diesem Jahr leider keine offizielle Kranzniederlegung und keine Ansprache erfolgen. Ich bedauere das sehr. Nehmen Sie deshalb bitte meinen heutigen Text als vorweg genommene Rede und als ganz persönliche Würdigung dieses wichtigen Tages der Erinnerung und der Besinnung.

Ihre Ortsbürgermeisterin Elke Stachowiak